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Chance für die zweite Garde
US-Amerikaner bringen reichlich Erfahrung auf höchstem Niveau mit
Was vereint Spieler wie die Verteidiger Tom
Gilbert (34) und Mark Stuart (33) oder die
Angreifer Brian Gionta (38), Ryan Malone
(37) und Jim Slater (34)? Nun, sie alle spielten
einst durchaus wichtige Rollen in NHLMannschaften,
haben die Blüte ihrer Laufbahn
als Eishockeyprofi s jedoch eigentlich bereits
hinter sich. Und dennoch haben alle fünf jetzt
noch einmal die Chance auf ein ganz großes
Karriere-Highlight.
Bekanntermaßen haben sich die NHL, der
Eishockey-Weltverband IIHF und das Internationale
Olympische Komitee nicht auf eine Teilnahme
der Profis aus der stärksten Liga der Welt an den
Olympischen Winterspielen 2018 geeinigt. Und
damit öffnet sich nun eben bei einer Eishockey-Top-
Nation wie den USA die Tür für die zweite Garde
mit Akteuren von europäischen
Clubs (Gilbert, Stuart, Slater),
aus der American Hockey
League (Malone) oder gar
ohne Arbeitgeber (Gionta),
um sich für das Turnier im
südkoreanischen Pyeongchang
empfehlen zu können. Die
fünf genannten Spieler
gehören dabei allesamt zum
amerikanischen Aufgebot
für den Deutschland Cup,
welcher für die USA das
einzige Vorbereitungsturnier
im Vorfeld der Winterspiele darstellt. Durchaus
möglich also, dass der Kader für das Turnier in
Augsburg bereits erhebliche Ähnlichkeit mit dem
amerikanischen Aufgebot für Pyeongchang haben
wird.
Der Nürnberger Gilbert und der Mannheimer Stuart
sind dabei zwei von insgesamt fünf Profi s aus
der DEL, die für den Deutschland Cup nominiert
wurden. Zu ihnen gesellen sich Goalie David Leggio
(33), seines Zeichens zweimaliger deutscher Meister
mit dem EHC Red Bull München, Mannheims
Torjäger Chad Kolarik sowie Rechtsaußen Sean
Backman (31) von den Eisbären Berlin. Neben
den fünf DEL-Akteuren, AHL-Spieler Malone und
dem vereinslosen Gionta setzt sich der US-Kader
ausschließlich aus Profi s, die aktuell für Clubs aus
den europäischen Top-Ligen KHL, SHL/Schweden,
NL/ Schweiz (jeweils sieben Spieler) und Extraliga/
Tschechien (ein Spieler) aktiv sind, zusammen.
Das sagt schon etwas aus über die Qualität dieser
amerikanischen Mannschaft – ebenso wie die
Tatsache, dass von den insgesamt 29 nominierten
Akteuren satte 21 NHL-Erfahrung vorweisen
können. „Wir sind begeistert von unserem Kader
für den Deutschland Cup“, sagt Jim Johannson
(53), einst Zweitligaspieler beim EV Landsberg
und nun General Manager des US-Olympiateams,
dementsprechend auch. „Der Deutschland Cup
sollte ein tolles Turnier werden und wird uns in der
Vorbereitung auf die Olympischen Winterspiele
helfen.
Noch prominenter als das Spieleraufgebot ist
allerdings der Trainerstab, der die amerikanische
Mannschaft in Augsburg und auch in Pyeongchang
betreuen wird: Head Coach Tony Granato (53)
brachte es als NHL-Profi zum All-Star und war für
die Colorado Avalanche auch schon als Cheftrainer
in der stärksten Liga der
Welt tätig, und zu seinen
Assistenten gehören unter
anderem Verteidigerlegende
Chris Chelios (55), der während
seiner aktiven Laufbahn
inklusive Playoff-Begegnungen
mehr als 1.900 (!) NHL-Partien
bestritt und mit den Montreal
Canadiens sowie den Detroit
Red Wings insgesamt dreimal
den Stanley Cup gewann,
der zweimalige Stanley-Cup-
Champion Scott Young (50),
der fast 400 NHL-Tore erzielte und während des
Lockouts in der Saison 1994/95 für den EV Landshut
und die Frankfurt Lions spielte, sowie Ron Rolston
(51), ehemaliger Chefcoach der Buffalo Sabres aus
der NHL. Reichlich Eishockeyerfahrung also hinter
der Bande, was im Übrigen aber auch für den
Spielerkader selbst gilt: Das Durchschnittsalter der
amerikanischen Mannschaft für den Deutschland
Cup beträgt stolze 31 Jahre.
Jener Deutschland Cup, an dem die USA in diesem
Jahr zum insgesamt zehnten Mal teilnehmen und
den die Vereinigten Staaten auch schon dreimal
gewinnen konnten. Es wäre keine allzu große
Überraschung, sollten die Amerikaner auch diesmal
ein erhebliches Wörtchen um den Turniersieg
mitreden.
Stefan Wasmer